Berufliche Chancen für geringqualifizierte Beschäftigte

Berufliche Weiterbildung gehört für viele Beschäftigte zum Arbeitsalltag – keineswegs jedoch für alle. Teils fehlen die konkreten Weiterbildungsmöglichkeiten teils die entsprechenden Informationen bei den Betroffenen. Dazu kommt, dass durchaus nicht alle Beschäftigte an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen möchten – zum Beispiel, weil sie Kinder betreuen müssen, Zweifel haben ob sich Weiterbildung für sie lohnt, oder weil sie das Lernen nach eigener Einschätzung nicht mehr gewohnt sind. Ein schwieriges Umfeld, bei dem Zeitarbeit eine wichtige Rolle spielen kann.

Tatsächlich gilt in dieser Branche, wie ein Beitrag der „Süddeutschen“ zeigt, dass etwa die Hälfte aller Stellen in der Zeitarbeit Jobs sind, für die in der Regel keine / keine weitere abgeschlossene Berufsausbildung erforderlich ist. In der Gesamtwirtschaft liegt der Anteil an ungelernten und geringqualifizierten Hilfskräften hingegen bei nur 14 Prozent. Dagegen steht jedoch ganz klar, dass Beschäftigte in der Zeitarbeit durch ihren Einsatz in verschiedenen Unternehmen wichtige Praxiserfahrungen sammeln und außerdem jobspezifisches Fachwissen erwerben. Das verbessert ihre langfristigen Beschäftigungsperspektiven in jedem Fall. Zahlen sind eben nicht immer alles.

Ein segmentierter Arbeitsmarkt im Wandel

Die nach wie vor ungedeckte Nachfrage nach qualifizierter Facharbeit und ein hohes Angebot nur bedingt qualifizierter Arbeitskräfte, dem deutlich weniger Nachfrage gegenübersteht, stellen besonders für die Gruppe der Geringqualifizierten ein Problem dar. Entscheidend ist dabei zweifellos Erwachsene ohne Berufsabschluss erstens besser zu qualifizieren und zweitens ihre beruflichen Kompetenzen besser sichtbar zu machen. Auch hier kann die Zeitarbeit durch ihre Präsenz helfen, das Bild deutlich zu verbessern.

Schon länger wird deutlich, das Geringqualifizierte bisher noch zu wenig vom derzeit niedrigsten Stand der Arbeitslosigkeit seit Jahren profitieren. Daher muss auch für Zeitarbeitsunternehmen ein klarer Blick für die Situation vorhanden sein: Selbst in den unteren Hierarchie-Ebenen steigen die Qualifikationsanforderungen. Die fortschreitende Automatisierung und Computerisierung der Produktion sowie die steigende Bedeutung produktionsbegleitender Prozesse haben im verarbeitenden und produzierenden Gewerbe zu deutlich komplexeren und vielfältigeren Arbeitsanforderungen, erweiterten Handlungs- und Entscheidungs-Szenarien und vor allem einem erhöhtem Kommunikationsbedarf geführt.

Digitalisierung: Auch für gering qualifizierte Beschäftigte ein Thema

Die Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung auf Geringqualifizierte hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) unter die Lupe genommen: Geringqualifizierte bilden sich hierzulande immer häufiger weiter, so die Studie des IW von 2018. Hintergrund sind die gestiegenen Anforderungen am Arbeitsmarkt. Vor allem Geringqualifizierte mit viel Einfacharbeit nutzen Weiterbildungsmöglichkeiten stärker als früher.

Mit dem Thema Digitalisierung verbinden sich andererseits bei den Arbeitnehmern zahlreiche Ängste. Laut der Randstad Studie „Flexibility@Work“ befürchten 13 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland – fast jeder Siebte – dass der eigene Arbeitsplatz in absehbarer Zukunft wegfallen wird. Und diese Ängste sind nicht komplett unbegründet, denn die Arbeitswelt verändert sich permanent und steht für einen enormen Umbruch bei allen Einkommens- und Altersgruppen.

Dabei lassen sich die Geringqualifizierten in zwei Gruppen einteilen: Zum einen diejenigen, die viel Einfacharbeit verrichten – zum Beispiel Routine-Tätigkeiten, die keine vertieften Fachkenntnisse voraussetzen. Und andererseits jene, die trotz ihrer formal geringen Qualifikation überwiegend anspruchsvollere Tätigkeiten ausführen.

Und so passt auch die Untersuchung der IW ins Bild: Während lange Zeit vor allem Beschäftigte mit Berufsabschluss an Weiterbildungen teilnahmen, steigt mittlerweile auch die Beteiligung Geringqualifizierter an Schulungen kontinuierlich an. Seit 1979 hat sich der Anteil der Arbeitnehmer ohne Berufsabschluss, die sich weiterbilden, mehr als verdreifacht.

Die Verknüpfung digitaler Lernmethoden mit der beruflichen Praxis bietet Vorteile für Arbeitgeber und geringqualifizierte Arbeitnehmer: Unternehmen, die auf digitale Lernmethoden setzen, erschließen sich einen größeren Personalpool. Und Arbeitnehmer, die vorher Schwierigkeiten hatten, Anschluss an den Arbeitsmarkt zu finden, können dauerhaft Kompetenzen für das Berufsleben aufbauen.

Foto: Tony Marturano stock.adobe.com