Das Image von Zeitarbeit: Was ist dran an den Vorurteilen?

Wie stark sich die Praxis in einzelnen Unternehmen aufgrund des Drucks von Gewerkschaften und Betriebsräten gewandelt hat, zeigt das Beispiel BMW. Noch vor wenigen Jahren wurde sie in den Medien angeprangert, im BMW-Werk in Leipzig verdienten Zeitarbeitnehmer ebenso wenig wie Spargelstecher aus Polen. Nun, das ist wirklich Populismus aus einer ganz anderen Zeit. Und klar ist auch, dass was für ein global agierendes Unternehmen stimmig ist, selbst bei einem klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) nicht falsch sein kann.

Zeitarbeit dient denn durchaus nicht nur als Sprungbrett ins Arbeitsleben, sie kann sehr wohl auch Türöffner sein, bei Unternehmen, in die man sonst vielleicht gar nicht reinkommen würde. Und last but not least: Arbeitnehmer in der Zeitarbeit haben gleiche Rechte wie andere Arbeitnehmer, sind genau wie sie unbefristet und sozialversicherungspflichtig angestellt. Der Unterschied besteht in den wechselnden Einsätzen, die es einem ermöglichen, viel Berufserfahrung innerhalb kurzer Zeit zu sammeln.

Zeitarbeit ist gleichgestellte, reguläre Arbeit

Mittlerweile ist Zeitarbeit tatsächlich deutlich besser als ihr Ruf. Denn einstweilen wurden Mantel- und Entgelttarifverträge geschlossen, die die Arbeitsbedingungen und das Gehalt von Zeitarbeitnehmern mehr als eindeutig regeln. Zeitarbeit folgt zudem dem allgemeinen Trend, vermehrt nach Qualifikation zu bezahlen. Für viele Arbeitnehmer gilt: Wenn sie ihr Können vor Ort unter Beweis stellen konnten, bekommen rund 30 Prozent einen festen Arbeitsvertrag angeboten. Die Erfahrung zeigt: Zeitarbeiter bekommen in der Regeln nach bereits nach drei Einsätzen eine Festanstellung angeboten.

Viele Vorteile bietet die Zeitarbeit vor allem für Geringqualifizierte, denen aufgrund ihrer mangelnden Ausbildung ansonsten kaum ein Weg in die Arbeitswelt offen stünde. Und, sie erhöht darüber hinaus die Chancen für Arbeitnehmer, die im fortgeschrittenen Alter noch einmal auf Jobsuche gehen müssen. Eine Situation, in der wirklich beide Seiten gewinnen, denn beide – Zeitarbeits-Unternehmen wie ältere Arbeitnehmer – knacken damit ganz klar ein zu Unrecht verbreitetes Vorurteil.

Vorteile für die Unternehmen

Und die anderen Seite, die Unternehmen? Auch sie haben Vorteile vom System Zeitarbeit – konnten sie sich von der Qualifikation eines Leiharbeiters überzeugen, so sparen sie sich die Kosten für die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters sowie den Kosten- und Zeitaufwand für die Personalauswahl. Daher gilt: Je höher die Qualifikation, desto höher ist für einen Leiharbeiter auch die Chance auf Übernahme.

Das zeigt sich selbst in extrem hochspezialisierten Branchen, wo manche Formen der Zeitarbeit sogar für Akademiker attraktiv sind. Etwa im Bereich der Luft- und Raumfahrt zeigt sich das: Hier laufen Projekte oft nur über einen begrenzten Zeitraum von zwei oder drei Jahren. Für die Dauer des Projekts holen sich die Unternehmen daher gerne Spezialisten an Bord, die Spitzen abfedern, ohne die Belegschaft aufzublähen.

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